ErnĂ€hrung bei ADHS đ§ đœïž Wie die richtige Kost helfen kann, Symptome zu lindern
- mbernhardt54
- vor 2 Tagen
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Aktualisiert: vor 1 Tag
Die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/HyperaktivitĂ€tsstörung) betrifft nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern begleitet viele Menschen auch im Erwachsenenalter. Neben Medikamenten und Verhaltenstherapie spielt zunehmend auch die ErnĂ€hrung eine Rolle. Doch was sagt die Wissenschaft wirklich? Welche Lebensmittel helfen, welche könnten schaden? Dieser Artikel bietet eine fundierte und praxisnahe Ăbersicht.
Ein paar Dinge vorweg âïž
Es wĂ€re naiv zu behaupten, dass ErnĂ€hrung allein ADHS âheilenâ oder vollstĂ€ndig âlösenâ kann. Genauso wenig wĂ€re es sinnvoll, ErnĂ€hrung als völlig irrelevant im Zusammenhang mit ADHS abzutun.
Der aktuelle wissenschaftliche Konsens sagt klar: Es gibt keine Beweise dafĂŒr, dass ADHS direkt durch ErnĂ€hrung verursacht wird. Dennoch zeigen Studien, dass ADHS hĂ€ufiger bei Menschen auftritt, die einer stark westlich geprĂ€gten ErnĂ€hrungsweise folgen â reich an Zucker, gesĂ€ttigten Fetten und verarbeiteten Lebensmitteln.
ErnĂ€hrung kann Symptome beeinflussen â und in manchen FĂ€llen vielleicht sogar eine Rolle dabei spielen, ob eine Diagnose gestellt wird oder nicht.
AuĂerdem gilt: Einige theoretische Empfehlungen dieses Artikels werden in der Praxis je nach Situation unterschiedlich umsetzbar sein. Eltern, die ihr Kind mit ADHS unterstĂŒtzen wollen, stehen vor anderen Herausforderungen als Erwachsene, die selbst mit ADHS leben und ihre ErnĂ€hrung eigenverantwortlich gestalten.
Dieser Artikel soll möglichst breit anwendbar sein â aber das bedeutet auch, dass nicht jede Empfehlung fĂŒr jede Person gleich praktikabel ist.
Warum ErnĂ€hrung bei ADHS eine Rolle spielt đ§Ź
ADHS ist mit VerĂ€nderungen in der Gehirnchemie verbunden, insbesondere im Dopamin-Stoffwechsel. ErnĂ€hrung hat direkten Einfluss auf die VerfĂŒgbarkeit bestimmter Neurotransmitter und auf die kognitive LeistungsfĂ€higkeit. Eine ausgewogene ErnĂ€hrung kann daher dazu beitragen, Konzentration, Impulskontrolle und Stimmung zu stabilisieren.
SchlĂŒsselnĂ€hrstoffe fĂŒr das Gehirn đ§đ„Š
Es gibt eine Vielzahl an NÀhrstoffen, die in Studien mit ADHS in Verbindung gebracht wurden. Menschen mit ADHS weisen hÀufig andere Aufnahmemengen oder Blutspiegel bestimmter MikronÀhrstoffe auf als neurotypische Personen.
Dabei stellt sich jedoch oft die Frage: Was war zuerst da â der Mangel oder die Symptomatik? ErnĂ€hren sich Betroffene schlechter und entwickeln dadurch Defizite? Oder tragen gerade diese Defizite zur AusprĂ€gung der ADHS-Symptome bei?
Diese Henne-Ei-Problematik ist in der Forschung bekannt. Deshalb konzentrieren wir uns hier auf MikronÀhrstoffe, bei denen wissenschaftlich gezeigt wurde, dass eine gezielte Zufuhr Symptome positiv beeinflussen kann.
1. Omega-3-FettsĂ€uren (EPA & DHA) đđ§
Eine systematische Ăbersichtsarbeit aus dem Jahr 2017 zeigte, dass 13 von 16 Studien zu Omega-3- und Omega-6-Supplementen gĂŒnstige Effekte auf ADHS-Symptome hatten â insbesondere auf HyperaktivitĂ€t, ImpulsivitĂ€t, Aufmerksamkeit, visuelles Lernen, Wortlesen sowie das Arbeits- und KurzzeitgedĂ€chtnis (Derbyshire, 2017).
Als Wirkmechanismus wird diskutiert, dass Omega-3-FettsĂ€uren die neuronale Signalweiterleitung im Gehirn unterstĂŒtzen und antioxidative Eigenschaften besitzen â beides ist fĂŒr Menschen mit ADHS potenziell relevant.
Zudem wurde in Studien festgestellt, dass Personen mit ADHS hÀufig niedrigere Blutspiegel von EPA und DHA aufweisen (Lange, 2020). Diese niedrigeren Werte stehen wiederum mit stÀrkeren Lern- und VerhaltensauffÀlligkeiten bei Kindern in Verbindung (Antalis et al., 2006).
Insgesamt zeigt sich, dass die Supplementierung mit Omega-3-FettsÀuren im Durchschnitt eine leichte, aber signifikante Verbesserung der ADHS-Symptomatik bewirken kann (Richardson, 2012).
Quellen: đ Lachs, Makrele, Sardinen, đ± Algenöl (vegan)
2. Eisen
Niedrige Eisenwerte wurden mit Unaufmerksamkeit, kognitiven EinschrĂ€nkungen und anderen ADHS-Symptomen in Verbindung gebracht. Eine Studie ergab, dass 84âŻ% der Kinder mit ADHS niedrige Ferritinwerte (ein Marker fĂŒr Eisenspeicher) aufwiesen â verglichen mit nur 18âŻ% in der Kontrollgruppe. Das ist ein deutlicher Unterschied (Konofal et al., 2004).
Die Forschung zeigt konsistent, dass eine Eisensupplementierung bei Kindern mit niedrigem Ferritinwert durchschnittlich zu einer Verbesserung der Symptome fĂŒhrt. Weitere Studien wĂ€ren hilfreich, um diesen Zusammenhang noch besser zu verstehen (Bloch & Mulqueen, 2014).
Quellen:Â đ„© Rotes Fleisch, đ„Ź Spinat, đ« HĂŒlsenfrĂŒchte (am besten mit Vitamin C kombiniert)
3. Zink
Die gezielte Behandlung eines Zinkmangels kann ADHS-Symptome verbessern. In allen bisher veröffentlichten Studien, in denen Zink supplementiert wurde, zeigte sich eine Besserung der Symptome â darunter ImpulsivitĂ€t, Unaufmerksamkeit und soziale Interaktion (Akhondzadeh et al., 2004; Arnold et al., 2011; Bilici et al., 2004; Bloch & Mulqueen, 2014).
Dabei gilt: Der Nutzen scheint besonders deutlich bei Kindern zu sein, die zu Beginn der Intervention bereits eine geringe Zinkaufnahme oder niedrige Blutwerte aufwiesen.
Gleichzeitig ist zu beachten, dass eine ĂŒbermĂ€Ăige Zinkzufuhr Nebenwirkungen haben kann â etwa eine gestörte Kupferaufnahme oder Magen-Darm-Beschwerden. Deshalb sollte vor einer Supplementation idealerweise eine Ă€rztliche Bestimmung des Zinkstatus erfolgen, um die passende Dosis festzulegen
.
Quellen: đ° NĂŒsse, đ„ Samen, đ„© Fleisch, đŸ Vollkornprodukte
4. Magnesium
Menschen mit ADHS weisen im Durchschnitt niedrigere Magnesiumwerte im Körper auf als neurotypische Personen. Es wird angenommen, dass eine Magnesium-Supplementierung helfen kann, Symptome wie Unaufmerksamkeit, HyperaktivitĂ€t und ImpulsivitĂ€t zu verbessern â vor allem dann, wenn ein tatsĂ€chlicher Mangel vorliegt (Effatpanah et al., 2019).
Kleinere Studien stĂŒtzen diese Annahme und zeigen erste positive Effekte. Allerdings gibt es im Vergleich zu anderen MikronĂ€hrstoffen bislang weniger Forschung zu diesem Thema, sodass weitere hochwertige Studien notwendig sind, um die Wirkung sicher zu bestĂ€tigen (El Baza et al., 2016).
Quellen:Â đ„Š GrĂŒnes BlattgemĂŒse, đ° Mandeln, đŸ Haferflocken
5. Vitamin D âïž
Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel wurde bei ADHS-Betroffenen hÀufiger festgestellt. Eine Supplementation kann hilfreich sein um Symptome zu verbessern, besonders in Kombination mit Magnesium. Die Effekte sind jedoch relativ gering und es wird weitere Forschung in diesem Bereich benötigt (Khoshbakht et al., 2018).
Quellen:Â âïž Sonnenlicht, đ fetter Fisch, đ„ Eigelb, đ„ angereicherte Produkte
6. B-Vitamine und Multivitamine  đ
Erwachsene mit ADHS zeigen in Studien hÀufig niedrigere Spiegel an Vitamin B2 (Riboflavin), B6 (Pyridoxin) und B9 (Folat) (Landaas et al., 2016). Dennoch haben Untersuchungen ergeben, dass die gezielte Supplementierung einzelner B-Vitamine im Durchschnitt keine signifikanten Verbesserungen der ADHS-Symptome bewirkt (Haslam et al., 1984).
Interessanterweise wurde jedoch festgestellt, dass eine allgemeine Multivitamin-Supplementierung im Schnitt durchaus zu einer leichten Verbesserung der Symptome fĂŒhren kann â vermutlich dann, wenn sie bestehende Defizite mehrerer MikronĂ€hrstoffe gleichzeitig ausgleicht (Rucklidge et al., 2014).
Trotz dieser Ergebnisse gilt: NahrungsergĂ€nzungsmittel sollten nicht pauschal eingesetzt werden. Ein âFood Firstâ-Ansatz ist weiterhin empfehlenswert. Viele positive Effekte wurden dann beobachtet, wenn ein tatsĂ€chlicher Mangel ausgeglichen wurde â sei es durch ErnĂ€hrung oder gezielte Supplementierung.
Deshalb kann es sinnvoll sein, Menschen mit ADHS auf mögliche NĂ€hrstoffdefizite screenen zu lassen. Diese Defizite zu beheben, ist ohnehin gesundheitsförderlich â und dass es zusĂ€tzlich positive Effekte auf ADHS-Symptome haben kann, ist ein willkommener Nebeneffekt.
Herausforderungen im Alltag mit ADHS
Menschen mit ADHS stehen im Alltag oft vor besonderen Herausforderungen in Bezug auf ErnÀhrung und Essverhalten. Dazu gehören unter anderem:
UnregelmĂ€Ăige Mahlzeiten, die abends zu HeiĂhunger oder Ăberessen fĂŒhren können
Probleme mit Binge Eating bzw. EssanfÀllen
Impulsives Essverhalten und spontane, oft ungesunde Entscheidungen
EingeschrÀnkte Lebensmittelauswahl aufgrund sensorischer Empfindlichkeiten oder starker Vorlieben
Verdauungsbeschwerden
Hyperfokus, der dazu fĂŒhrt, dass ĂŒber Stunden das Essen vergessen wird
Appetitlosigkeit durch stimulierende Medikamente
HĂ€ufiges ZurĂŒckgreifen auf Take-away oder Convenience-Food
Essen aus Langeweile oder zur Stimulation
Schwierigkeiten bei Planung, Einkauf und Zubereitung von Mahlzeiten
Diese Herausforderungen sind individuell unterschiedlich â was fĂŒr die eine Person funktioniert, muss fĂŒr eine andere nicht hilfreich sein. Deshalb hier eine Liste mit praxisnahen Tipps â nimm dir das heraus, was fĂŒr dich passt:
Tipps fĂŒr den Alltag
Planung, wo möglich: Tagesstruktur und Essenszeiten bewusst einplanen
Meal-Prepping:Â Mahlzeiten oder Zutaten im Voraus vorbereiten
Zeitsparende Produkte nutzen: z.âŻB. Mikrowellenreis, vorgekochtes Fleisch, TiefkĂŒhlgemĂŒse oder -obst
Medikamenten-Appetit beachten: Wenn möglich, FrĂŒhstĂŒck vor der Einnahme der Medikation einplanen
Visuelle Erinnerungen schaffen: z.âŻB. gesunde Snacks sichtbar platzieren
ErnÀhrungsdefizite gezielt ausgleichen: Bei Bedarf sinnvolle Supplemente nutzen
Grundlagen beachten:Â Schlaf, FlĂŒssigkeitszufuhr und Stressmanagement wirken sich ebenfalls auf ADHS-Symptome aus
Hilfsmittel einsetzen:Â Checklisten, Timer, Kalender oder Erinnerungsfunktionen nutzen
EssanfĂ€lle vorbeugen: Ausreichend und regelmĂ€Ăig essen â besonders hilfreich bei Neigung zu Binge Eating
Strukturiert essen fĂŒr mehr Fokus
RegelmĂ€Ăige, ausgewogene Mahlzeiten helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Das wirkt sich positiv auf Konzentration, Stimmung und Energie aus.
Empfehlungen:
Drei Hauptmahlzeiten und zwei Snacks pro Tag
Zu jeder Mahlzeit eine Kombination aus EiweiĂ, komplexen Kohlenhydraten und gesunden Fetten
Viel trinken (Wasser, ungesĂŒĂter Tee)
Spezielle DiĂ€tformen â sinnvoll oder ĂŒbertrieben?
Oligoantigene DiÀt / Few-Foods-DiÀt
Sehr restriktiv, aber wirksam: Bei ĂŒber 60 % der Kinder zeigte sich eine Besserung der Symptome (Pelsser et al., 2011). Eine spĂ€tere WiedereinfĂŒhrung der Lebensmittel sollte schrittweise erfolgen â unter professioneller Begleitung.
EliminationsdiÀt
Gezielter Ausschluss hÀufig problematischer Lebensmittel (z. B. Milch, Weizen, Eier, Soja). Die Wirkung ist individuell. Wichtig: NÀhrstoffbilanz im Blick behalten.
Feingold-DiÀt
Verzicht auf alle kĂŒnstlichen Zusatzstoffe und Salicylate. Die Datenlage ist begrenzt, viele halten sie fĂŒr zu aufwendig und nicht praxisnah.
EliminationsdiĂ€ten â Potenzial und Grenzen
Viele Menschen mit ADHS berichten von Verbesserungen ihrer Symptome, wenn sie bestimmte Lebensmittel aus ihrer ErnĂ€hrung streichen. Auch wenn die GrĂŒnde dafĂŒr vielfĂ€ltig sein können, sind die Ergebnisse aus der Forschung insgesamt vielversprechend.
Eine systematische Ăbersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 ergab, dass 10 von 12 Studien Verbesserungen der ADHS-Symptome durch EliminationsdiĂ€ten zeigten. In 10 dieser Studien berichteten 50â80âŻ% der Teilnehmer von positiven Effekten, in einer weiteren Studie waren es immerhin 24âŻ% der Kinder. Zwar ergaben nur 2 von 6 Studien Vorteile durch den alleinigen Verzicht auf kĂŒnstliche Farbstoffe â der gezielte Ausschluss potenziell problematischer Nahrungsmittel zeigt jedoch deutlich mehr Wirkung (Uldall Torp & Thomsen, 2020).
Die Few-Foods-DiÀt (oligoantigene DiÀt)
Die derzeit vielversprechendste Methode ist die sogenannte Few-Foods-DiÀt. Diese lÀuft in mehreren Phasen ab (Pelsser et al., 2020):
Eliminationsphase: FĂŒr einige Wochen werden nur wenige, als sehr vertrĂ€glich geltende Lebensmittel konsumiert.
WiedereinfĂŒhrung: Alle 3â7 Tage wird ein potenziell problematisches Lebensmittel ergĂ€nzt und auf Reaktionen geachtet.
Individualisierung: Auf Basis der Reaktionen wird ein langfristig praktikabler ErnÀhrungsplan entwickelt, der Symptome minimiert und dennoch möglichst vielseitig ist.
Diese Methode zielt besonders auf stark allergene oder individuell unvertrĂ€gliche Lebensmittel wie Kuhmilch, Weizen, Eier, Soja, Fisch, ZitrusfrĂŒchte oder kĂŒnstliche Zusatzstoffe.
Grenzen der Aussagekraft
Trotz positiver Daten muss man bedenken: Viele Studien zu EliminationsdiÀten waren nicht verblindet, was die Gefahr eines Placeboeffekts erhöht. In Metaanalysen zeigte sich, dass die EffektstÀrke bei verblindeten Studien um etwa zwei Drittel niedriger ausfiel als in nicht-verblindeten Studien (Sonuga-Barke et al., 2013).
AuĂerdem untersuchen die meisten Studien lediglich die Eliminationsphase â nicht aber die anschlieĂende Re-Individualisierung, die im Alltag entscheidend ist.
Mögliche Nachteile
EliminationsdiĂ€ten sind aufwendig, sozial schwer umsetzbar und bergen die Gefahr von NĂ€hrstoffmĂ€ngeln â vor allem, wenn die BasisernĂ€hrung ohnehin nicht ausgewogen ist. Besonders bei Personen mit einem gestörten Essverhalten wie Binge Eating kann eine restriktive DiĂ€t kontraproduktiv sein.
Nicht jeder profitiert: Selbst in den besten Studien sprechen bis zu 20âŻ% der Teilnehmer gar nicht auf die DiĂ€t an. Und selbst bei jenen mit positiven Effekten reicht das Spektrum von mild bis sehr ausgeprĂ€gt.
Empfehlung
Die Entscheidung fĂŒr eine EliminationsdiĂ€t sollte individuell und gut ĂŒberlegt sein. In bestimmten FĂ€llen kann sie ein wirkungsvolles Werkzeug sein â in anderen FĂ€llen jedoch nicht zielfĂŒhrend oder gar belastend. Wer diesen Weg einschlagen möchte, sollte das möglichst unter Anleitung einer erfahrenen ErnĂ€hrungsfachkraft tun.
Was besser reduziert oder vermieden werden sollte
KĂŒnstliche Farbstoffe
KĂŒnstliche Farbstoffe wurden in mehreren Studien mit ADHS-Symptomen in Verbindung gebracht â insbesondere bei empfindlichen Personen. Eine gut konzipierte Studie von 1994 mit 200 Kindern zeigte z.âŻB., dass die Gabe von Tartrazin (ein gelber Farbstoff) im Vergleich zu einem Placebo bei vielen Kindern Symptome verstĂ€rkte â teils dosisabhĂ€ngig (Rowe & Rowe, 1994).
Allerdings ist die Studienlage nicht ganz eindeutig. Eine umfassende Ăbersichtsarbeit hob methodische SchwĂ€chen vieler Studien hervor. Zudem scheinen nicht nur Kinder mit ADHS, sondern auch Kinder ohne Diagnose auf bestimmte Farbstoffe sensibel zu reagieren. Daher betrachten einige Forscher Farbstoffe eher als ein allgemeines Public-Health-Thema denn als ein spezifisches ADHS-Problem.
Ein Verzicht kann bei einigen Personen Symptome lindern, bei anderen bringt er wenig. Dennoch ist es fĂŒr die meisten Menschen â mit oder ohne ADHS â sinnvoll, den Konsum kĂŒnstlicher Farbstoffe möglichst zu reduzieren.
Zucker
Zucker ist ein kontroverses Thema im Zusammenhang mit ADHS. Viele Menschen berichten subjektiv, dass Zucker Symptome verstĂ€rkt. Wissenschaftlich konnte das bislang jedoch nicht ĂŒberzeugend bestĂ€tigt werden. Eine groĂe Metaanalyse zeigte keinen klaren Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Verhalten bzw. Kognition bei Kindern (Wolraich et al., 1995).
Warum gibt es dann so viele Erfahrungsberichte? Mögliche ErklÀrungen:
Zucker liefert Energie â bei bereits hyperaktiven Personen fĂ€llt das besonders auf
Zuckerhaltige Produkte enthalten oft zusĂ€tzlich Farbstoffe (z.âŻB. SĂŒĂigkeiten)
Hoher Zuckerkonsum geht hÀufig mit einem geringeren MikronÀhrstoffgehalt der ErnÀhrung einher
Erwartungseffekte beeinflussen die Wahrnehmung des Verhaltens
Trotz allem: Ein maĂvoller Umgang mit zugesetztem Zucker ist aus vielen GrĂŒnden ratsam â auch unabhĂ€ngig von ADHS.
Praktische Alltagstipps đ ïžđœïž
đ§ș Vorratsplanung: NĂ€hrstoffreiche Snacks griffbereit halten (z.âŻB. NĂŒsse, Reiswaffeln mit Nussmus, Joghurt mit Beeren)
â° Essensroutine etablieren:Â Feste Essenszeiten helfen besonders Kindern, Struktur zu gewinnen
đšâđł Kochen mit Kindern: Gemeinsam zubereitete Mahlzeiten fördern Akzeptanz neuer Lebensmittel
đ Tagebuch fĂŒhren: ErnĂ€hrung und Verhalten dokumentieren, um ZusammenhĂ€nge zu erkennen
đ©ââïž ErnĂ€hrungsberatung nutzen: Professionelle UnterstĂŒtzung schĂŒtzt vor MangelernĂ€hrung bei DiĂ€ten
Fazit: đÂ
Es gibt keine spezielle "ADHS-DiĂ€t", die fĂŒr alle funktioniert. Und selbst wenn es sie gĂ€be, wĂ€ren die praktischen Herausforderungen im Alltag oft groĂ â besonders bei sehr restriktiven AnsĂ€tzen wie der EliminationsdiĂ€t.
Wichtig ist auch: Dieser Artikel kann nicht jeden Aspekt abdecken. Falls du dich in einem Punkt nicht wiederfindest, heiĂt das nicht, dass deine Erfahrung weniger relevant ist â sondern nur, dass der Rahmen begrenzt ist.
Die Forschung hilft uns, viele ZusammenhĂ€nge systematisch zu verstehen â etwa, wie bestimmte NĂ€hrstoffe im Schnitt wirken. Gleichzeitig lĂ€sst sie viele Fragen offen. Deshalb gilt: Wenn du persönlich etwas gefunden hast, das dir hilft â auch wenn es (noch) nicht wissenschaftlich belegt ist â kann es dennoch sinnvoll sein, daran festzuhalten.
Viele Elemente einer âADHS-freundlichenâ ErnĂ€hrung stimmen mit den allgemeinen Empfehlungen fĂŒr gesunde ErnĂ€hrung ĂŒberein: regelmĂ€Ăig essen, auf NĂ€hrstoffdichte achten, Zusatzstoffe reduzieren, genug trinken und ausgewogen kochen. FĂŒr viele ist das schon ein guter erster Schritt.
Am Ende zĂ€hlt, was langfristig machbar ist und dir individuell hilft â sei es durch Struktur, NahrungsergĂ€nzung oder kleine Alltagsstrategien. Und dabei kann professionelle UnterstĂŒtzung von ErnĂ€hrungsfachkrĂ€ften viel bewirken.
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine Àrztliche oder therapeutische Diagnose. Bei ADHS sollte die ErnÀhrung immer ergÀnzend zu einer medizinischen Behandlung betrachtet werden.
đ Du möchtest deine ErnĂ€hrung gezielt anpassen und herausfinden, was dir individuell hilft?
Wir unterstĂŒtzen dich mit fundierter ErnĂ€hrungsberatung â praxisnah, empathisch und wissenschaftlich basiert.
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